INTERVIEW MIT HENRIK GEYER – SPIRITUELLER BUCHAUTOR – BLOGGER – KÜNSTLER – PHILOSOPH

Ralf: Lieber Henrik, vor ein paar Jahren haben wir uns im Rahmen unserer Autorentätigkeit kennengelernt. Du schriebst damals gerade an deinem ersten Buch „Alles ist Geist“. Schon bald nach Erscheinen des Titels entstanden neue Buchideen sowie dein BLOG Spireo. Deine Schreibkunst beinhaltet eine Vielzahl von – wie ich finde – höchst interessanten neuen Gedanken zum Thema Spiritualität und Bewusstsein. Diesbezüglich würde ich gerne von dir erfahren, was dir beim Schreiben besonders wichtig ist? Welches sind deine speziellen Wege des Schreibens, was ist das Besondere?

Henrik: Lieber Ralf, ich danke dir für deine anerkennenden Worte. Ich denke, Schreiben ist eine hohe Kunst. Mir ist ungewöhnliches Denken sehr wichtig. Es muss neue Kombinationen suchen, oder neue und ungewöhnliche Lösungen. Schreiben, Kreativität überhaupt, bewegt sich an einem unsichtbaren Rand, der das Bekannte vom Unbekannten trennt. Es ist ein Balanceakt, denn Kunst muss erkennbar bleiben, sich also im Rahmen des Bekannten bewegen. Andererseits muss es Unbekanntes beinhalten, Grenzen überschreiten. Das Vorhandene braucht niemand zweimal. Ganz aktuell plane ich, meine philosophische Ausrichtung in Belletristik einzubringen. Das ist noch am Entstehen, es wird sich also noch zeigen, wie das ankommt. In Bezug auf meine eben erwähnte Philosophie möglichst einfach und verständlich bleiben; dieses Ziel scheint mir, sofern es mir gelingt, es zu erreichen, ein hohes und sehr spezielles Ziel zu sein. Weltberühmte Philosophen, die allerdings kaum zu lesen sind, hat Deutschland ja einige aufzuweisen. Wie gesagt wäre mir insbesondere wichtig, gelesen zu werden. Ohne Publikum kein Künstler – für mich ist alles im Leben immer eine Relation, nichts steht allein.

Ralf: Noch einmal ganz allgemein gefragt: Was ist deiner Ansicht nach das Besondere an der Kunst des Schreibens?

Henrik: Ich denke, es ist, wie bei jeder Kunst, das Zusammentragen von ganz Vielem, mit dem Zweck, im Leser ein bestimmtes Bild entstehen zu lassen. Wenn der Maler ganz viele Male den Pinsel ansetzt, hier noch einen kleinen Strich setzt, dort noch einen kräftigen Schatten, dann macht der Schriftsteller mit Worten dasselbe. Auch er hat es in der Hand, ein sehr klares Bild zu zeichnen, ähnlich einer Fotografie, oder ein sehr symbolhaftes. Das Bild, das schließlich beim Leser entsteht, ist übrigens nicht völlig von der Willkür des Autors abhängig – darüber muss man sich klar sein. Es ist das individuelle Begreifen des Lesers. Wie gesagt, nichts steht für sich allein. Autor und Leser bilden so gesehen eine Wechselwirkung, es entsteht etwas Drittes. Das Schreiben erfordert natürlich andere handwerkliche Fähigkeiten als das Malen oder andere Künste, es ist aber im Prinzip anderen Künsten ganz ähnlich.

Ralf: Du erwähntest, dass du aktuell daran arbeitest, deine Philosophie, die du ja – wie ich finde – sehr verständlich und nachvollziehbar in deinem Buch „Alles ist Geist“ beschreibst, auch in das Genre Belletristik zu transportieren. Was meinst du damit? Auf was dürfen interessierte Leserinnen und Leser gespannt sein?

Henrik: Ich denke dabei einfach an Konstellationen im Plot, die das Ganze ein wenig surreal erscheinen lassen, oder den Leser das eine oder andere Mal unterschwellig zum Nachdenken anregen – zum Beispiel über unser Verständnis von Ursache und Wirkung, oder über unser Verständnis von Zeit.

Ralf: Das klingt spannend. Wenn es soweit ist, füge ich hier gerne noch einen Link zu einer Leseprobe ein. Mich würde interessieren, wie dein erstes Buch „Alles ist Geist“ entstand. Also, was war der Auslöser, es zu schreiben bzw. wie kamst du überhaupt zum Schreiben?

Henrik: Mein Sohn hatte eine psychische Erkrankung. Über die Jahre merkte ich, dass viele Glaubenssätze, die ich über die Dinge hatte, über das Leben und überhaupt alles, falsch gewesen waren. Das Wesen der Welt liegt im Denken. Die Wirklichkeit ist das, was wir darüber denken. Das kann man lernen, wenn man mit jemandem zusammen ist, der einem das vorlebt, und einen zwingt, diese Wahrheit anzunehmen. Es war bei mir ein schmerzhafter Prozess vieler Jahre. Auch wegen der Erkrankung meines Sohnes kam es für mich schließlich zu einer tiefgreifenden Lebenskrise, vielleicht könnte man sagen zu einem Burnout. Ich erlernte erst jetzt, was Spiritualität bedeutet. Ich begriff im Nachdenken, dass mein Leben jetzt stattfindet, und nicht irgendwann. Es dient keinem Zweck, der später einmal eintritt. Sondern der Zweck lässt sich definieren – einfach durch Denken. Denken, und zwar im Jetzt. Da ohnehin meine damalige Welt ziemlich in Trümmern lag, überlegte ich, was ich denn wirklich machen wollte, vorausgesetzt, es wäre mein freier Wille das zu entscheiden. Und mir wurde klar, dass ich gern Bücher schreiben würde. Ich glaube, das liegt mir am meisten und ich arbeite freiwillig und mit viel Enthusiasmus – ich liebe es direkt. Das Thema meines ersten Buches war das, worüber ich damals nachdachte – Wenn die Welt das ist, was wir über sie denken – was sind dann die Dinge der Welt „wirklich“? Warum hat man wie es scheint nicht die volle Kontrolle über die Dinge, wenn die Welt geistiger Natur ist? Es war, wie sich für mich herausstellte, das schwierigste Thema das es gibt. Aber auch unendlich faszinierend. Es ist, glaube ich, eine Lebensaufgabe, sich diesem Thema zu widmen, es in allgemeinverständliche Worte zu fassen. Es beschäftigt mich auch heute jeden Tag. Denn im Grunde ist uns dieser Aspekt der Welt fast undenkbar.

Ralf: Aber du bist, wie du sagtest, auch an nicht-philosophischen Themen interessiert?

Henrik: Ja. Je mehr ich über die Philosophie nachdachte, die ich Spirealismus nenne, desto mehr fanden sich auch Lösungen. Eines der Ergebnisse meiner Überlegungen war, die Phantasie einfach höher einzuschätzen. Daher möchte ich Phantasie und Kreativität in jeder nur denkbaren Hinsicht nutzen. Daher mein Interesse an verschiedenen Formen der Kreativität, zum Beispiel auch Bildgestaltung, oder eben auch anderen Formen von Literatur.

Ralf: In deinem Buch „Alles ist Geist“ führst du deine Leserinnen und Leser auf neue Wege des Denkens. Du beleuchtest das Thema Spiritualität auf eine Weise, wie es zuvor wohl noch niemand getan hat. Trotzdem lässt sich jedes einzelne Wort begreifen und nachvollziehen. Für wen ist dieses Buch deiner Meinung nach interessant? Für wen, glaubst du, würde es sich lohnen, es zu lesen?

Henrik: Aus meiner Perspektive ist es für jeden lohnenswert, der sich für Spiritualität und deren philosophische Seite interessiert. Mir selbst ist es das interessanteste Thema, das kannst du dir vorstellen. Ich glaube, spirituell zu sein hat etwas mit Gedankentiefe zu tun. Das sehe ich ebenso bei Wissenschaftlern – für mich sind Einstein oder Heisenberg durchaus spirituelle Menschen gewesen … warum auch nicht. Ich glaube mein Buch ist auch für Leser interessant, die sich nicht der Esoterikszene zurechnen würden.

Ralf: „Alles ist Geist“ klingt wie ein klassisches spirituelles Konzept …

Henrik: Der Titel „Alles ist Geist“ drückt eine tiefere Weisheit aus, die uralt ist. Es ist das erste hermetische Prinzip. Man könnte diese Weisheit auch philosophisch nennen, was ich tue. Man kann es auch Geheimwissen nennen, was getan wird. Warum geheim? Weil es niemand wissen darf? Nein, weil es schwer zu verstehen ist. Es ist das, was den Zen-Buddhismus ausmacht. Es ist das, worüber sich Immanuel Kant den Kopf zerbrach. Diese Weisheit kommt in den Religionen zum Ausdruck, im Taoismus … Sie zu verstehen, in sich eindringen zu lassen, das ist das eigentlich Schwierige. Sie zu verstehen hat nichts mit Gewohnheitsdenken zu tun, auch nicht mit esoterischem Gewohnheitsdenken.

Ralf: Meinst Du, dass Spiritualität einen unmittelbaren Nutzen hat?

Henrik: Unbedingt! Je nachdem was man darunter versteht. Ich denke es gibt auch eine Spiritualität, die nicht guttut, weil sie im Prinzip die Fortsetzung des allgemeinen materialistischen Glaubens ist. Sie benutzt nur spirituelle Worte. So sollte Spiritualität nicht sein.
Die andere Spiritualität, die das Materialistische überwindet, erscheint dem Materialisten wiederum unverständlich. Ich weiß das von mir selbst, also aus unmittelbarer Erfahrung. Der normale Materialist versteht nicht, welchen Sinn überhaupt spirituelles Denken hat, was es bringt, was es ist. Man weiß doch schon alles, was soll man noch erfahren? Und … hat es Sinn, etwas Höheres zu akzeptieren? Dann wäre man doch gar nicht mehr der König des Universums! Muss man verstehen, was die Welt der zehntausend Namen ist? Ich kann nur sagen: Ja. Es hat eine heilende Wirkung, es kann Richtschnur sein im Leben. Es führt zu wahrem Verständnis des Lebens – ich halte das für unendlich nützlich. Ich persönlich glaube auch, dass es die Chance der Menschheit ist. Denn diese Blasiertheit, dieses Überlegenheitsdenken der Menschheit, das endlose „Mehr!“ der Gesellschaft, ist, wie ich glaube, eine Sackgasse. Ein Sackgasse für die Gesellschaft, aber auch für den Einzelnen. Es treibt mich an, das aufzuschreiben, und möglichst verständlich darzulegen.

Ralf: Du sagtest, Du hast neben der Schreibkunst auch noch die Bildkunst für dich entdeckt. Auf deinem Blog kann man viele deiner Arbeiten anschauen. Worum geht es dir mit deinen Bildern und was begeistert dich an dieser Art des Schaffens so sehr?

Henrik: Wie gesagt, es ist eine Variation dieses Kreativ-Seins, das ich ja anstrebe, weil ich einfach wissen will, was die Welt der Gedanken noch für mich bereithält. Das kann nie langweilig werden, solange man neue Mittel findet, neue Phantasien, neue Wege. Mich faszinieren Bilder, weil sie direkter in das Denken eingehen, als Text. Ein Blick und der „Konsum“ ist vollzogen, das Darüber-Nachdenken kann beginnen. Bilder zu gestalten kann manchmal schnell gehen, je nachdem, wie die Idee ist. Es gibt Ideen, die sich für Bilder nicht eignen, andere hingegen sind sehr schnell und gut umsetzbar. Auch Bilder zu gestalten ist ein nicht enden wollender Lernprozess. Übrigens verlege ich meine Bücher selbst und biete diese Leistung auch für andere an, daher kommt mir die Kombination aus Schreiben und bildhaftem Gestalten sehr zupass. Es ermöglicht mir das Gestalten von Einbänden und Illustrationen.

Ralf: Nach deinem Buch „Alles ist Geist“ hast du bald dein nächstes Werk in Angriff genommen. „Gespräche mit dem Schöpfer“. Ist dieses Buch mit „Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch zu vergleichen? Um was geht es dir damit? Was hält das Buch für die Leserinnen und Leser bereit?

Henrik: Ich kann es nicht richtig vergleichen. Ich habe das Buch von Neale Donald Walsch zwar gelesen, aber das ist nun schon viele Jahre her. Die einzelnen Aussagen darin habe ich vergessen. Ich weiß noch, dass mich die Lektüre faszinierte. Die Art und Weise meiner Kommunikation mit dem Höheren und die Fragen die ich stelle, das ist so, wie ich es in „Gespräche mit dem Schöpfer“ beschrieb. Also wohl eher spezifisch für mich. Es sind meine Themen. Diese Gespräche beantworteten mir damals ganz wichtige Lebensfragen.  Bei Walsch ist es übrigens so, dass er auf die Frage „Gibt es Gott?“ eine recht religiöse Antwort gibt. Mag sein, dass das die beste Art ist, die Frage nach Gott zu beantworten. Alles andere ist schwer verständlich zu machen. Denn letztlich läuft es auf die schwere philosophische Frage hinaus: Was „gibt“ es? Was ist Existenz? Kann etwas Existenz haben, das man nicht im Außen zeigen kann? Die Prägung meines Buches ist, so würde ich das sehen, weniger religiös. Als mein Buch „Gespräche mit dem Schöpfer“ herauskam fragte man auch mich oft: „Haben Sie wirklich mit dem Schöpfer gesprochen? Gibt es ihn?“ Wie in „Alles ist Geist“ kommt auch in „Gespräche mit dem Schöpfer“ zum Ausdruck, dass die Welt geistiger Art ist, nicht materieller. Meine spezifische Welt ist für mich deshalb da, weil ich sie denke. Der Schöpfer sagt mir das, und stellt einen Bezug zu seinem eigenen Sein her. Deshalb ist er auch nicht der spezifische Gott einer bestimmten Religion, sondern eben der Schöpfer. Die Aussage aller Religionen ist es, dass die Welt geistiger Natur ist. Jesus zum Beispiel sagt „Gottes Reich ist inwendig in euch!“ Wie also soll man das Reich im Außen zeigen? Es hängt vom „Inwendigem“ ab.

Ralf: Dein letztes Buch ist „Glaub an Dich! Träume werden wahr!“ Es ist ein wenig schmaler als deine anderen Bücher.

Henrik: Ja, es sollte sich dem einen Thema des Titels mit Knappheit und Stringenz zuwenden. Es war meine Absicht, dieses Buch sehr einfach und eingängig zu schreiben. Es ist mir recht klar, dass mein Spirealismus sehr vom allgemeinen Verständnis abweicht. Man muss da vieles ganz neu denken. Doch, soweit seine Aussage ist: „Alles ist Geist“, läuft das auf „Alles ist Glaube“ hinaus. Und Glaube ist einfach Glaube. Ein sehr einfacher Vorgang, der allerdings Mühe macht. Deshalb muss der Glaube mindestens insofern verstanden werden, dass man überhaupt beginnt, an seinem Glauben effektiv zu arbeiten. Das Buch Glaub an Dich! Träume werden wahr!“ soll ohne religiöse Zwänge ein wenig Mut zum Glauben machen, auch zum Träumen. Ich meine mit Glauben übrigens nicht unbedingt religiösen Glauben. Man sollte diese inwendige Welt sehen und für sich nutzen können, dafür sollte das Büchlein da sein. Weitere werden folgen.

Ralf: Schließlich habe ich noch „Quantenheilung – wie sie funktioniert“ von dir gelesen. Ein ungewöhnliches Büchlein, in dem zwei Füße sprechen können.

Henrik: Das war das erste meiner Werke. Es hat mir damals viel Spaß gemacht, es zu gestalten. Die zwei Füße stehen sozusagen für die innere Zerrissenheit, für dieses hermetische Prinzip der Polarität. Es sind zwei, und doch sind sie eins – sich einig. Sie müssen sich einig sein, denn sonst kommen sie nirgendwo hin. Das Büchlein ist humorvoll geschrieben, so wie ich Humor empfinde. Es trägt wieder die Aussage in sich, dass der Glaube erschafft. Der Titel „Quantenheilung“ bezieht sich natürlich auf die zwei Füße, die Quanten. Das fand ich lustig, weil es das Hochkomplizierte an der Quantenheilung, die sich einen wissenschaftlichen Anstrich mit subatomaren Teilchen gibt, ein bisschen auf die Schippe nimmt. Aber im Büchlein geht es letztlich wieder um die einfache Frage: „Woran kannst du glauben? Kannst du an Heilung glauben?“ Manche können eben nur an das Hochkomplizierte glauben.

Ralf: Deine Füße suchen auch noch einen Psychiater auf …

Henrik: Das waren meine eigenen Erfahrungen meiner damaligen Zeit. Es ging eigentlich um die Behandlung meines Sohnes, aber auch ich habe viel mitgenommen aus all den Arztbesuchen. Schließlich musste ich reden, mein Sohn sprach nicht. Da trafen wir spirituelle Ärzte, weniger spirituelle Ärzte. Im Nachhinein ist das lustig.

Ralf: Damals war es wohl nicht lustig?

Henrik: Nein. Viele Jahre war es ein Kampf. Spiritualität, und zum Schluss auch engagierte Therapeuten, haben uns geholfen. Für mich ist da ein Zusammenhang.

Ralf: Was dürfen wir demnächst von Dir erwarten?

Henrik: Ich habe vor, einige meiner neueren philosophisch-spirealistischen Texte in thematisch gebündelten, schmaleren Heften erscheinen zu lassen. Außerdem soll eine Erzählung mit einem abenteuerlich-surrealen Sujet erscheinen. Das Buch soll „Hieronymus Skyflyer rettet die Welt“ heißen – oder so ähnlich. Ich bin selbst schon ganz gespannt.

Ralf: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Ich wünsche weiterhin frohes Schaffen und viel Erfolg.

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