VERZEIHUNG? – NIE VERZEIHEN? – VOM VERGEBEN UND VERZEIHEN

VERZEIHUNG? – NIE VERZEIHEN? – VOM VERGEBEN UND VERZEIHEN

Oberflächlich betrachtet, könnte man meinen, dass Verzeihen ein Zeichen von Schwäche sei. Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall. Ohne ein hohes Maß an psychischer Reife und innerer Stärke ist es kaum möglich, mit erlittenem Unrecht abzuschließen.

Verzeihen bedeutet nicht, dass man das, was einem ein anderer angetan hat, automatisch gutheißt. Die eigentliche Tat wird dadurch nicht besser. Sie bleibt – zumindest aus der Sicht des Betroffenen – nach wie vor falsch, böse, niederträchtig oder ungerecht. Mit dem Verzeihen entscheidet man sich lediglich bewusst dazu, sich nicht länger zu ärgern und sich somit keine Lebensenergie mehr rauben zu lassen. So wird klar, dass man in erster Linie damit aufhört, sich selbst zu schaden.

Schaut man genauer hin, so wird man erkennen, dass die Absicht, einem Menschen nicht verzeihen zu wollen, sehr stark davon geprägt ist, den Übeltäter zu bestrafen. Rache ist hier das Motiv. Damit verurteilt man sich im Grunde selbst dazu, das, was einem angetan wurde, nie wieder zu vergessen. Die Qualen hören nicht auf. Abgesehen davon, dass es uns also gar nichts nützt, den Groll aufrechtzuerhalten, ist es auch kein Zeichen von Selbstbewusstsein, Selbstreflexion, Lebensweisheit und innerer Größe.

Verzeihen zu können bedeutet, seine Wunden heilen zu lassen. Loszulassen und sich vom Schmerz zu befreien. Aus der Perspektive des Bewusstseins und der inneren Größe heraus betrachtet, zeigt man dadurch ebenfalls, dass man anderen Menschen Fehler zugestehen und sie trotz allem wertschätzen und lieben kann.

Leichter gesagt als getan, werden Sie nun vielleicht denken.

Da haben Sie natürlich Recht. Verzeihen ist – genauso wie Trauern – ein Prozess! Je nachdem, wie groß der Schmerz oder wie tief die Wunde ist, braucht es eine gewisse Zeit, bis die Bereitschaft des Verzeihens sich in uns ausbreiten kann. Geben Sie sich ruhig die Zeit, die sie brauchen, um mit der Angelegenheit ins Reine zu kommen. Zu Beginn reicht es aus, wenn Sie zu sich selbst sagen können: „Ich werde der Person XY vielleicht irgendwann verzeihen, zurzeit schaffe ich das noch nicht, aber ich möchte mich nicht ewig damit belasten!“

Meine Empfehlung an Sie: Sagen Sie niemals: „Das werde ich dir nie verzeihen!“ – Sich selbst und anderen zuliebe.

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VERZEIHUNG? – NIE VERZEIHEN? – VOM VERGEBEN UND VERZEIHEN
Erschienen im BLOG „Lebe das Leben“ von Ralf Hillmann


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4 Comments

  1. Ramona

     /  3. März 2014

    Hallo, Ralf,

    danke für Deine Antwort. Die Geschichte ist etwas kompliziert, will sie hier nicht allzu sehr ausbreiten. Nur soviel wie es zum Schluss war: ich war in einer Sache ziemlich verletzt …
    Liebe Grüße,
    Ramona

    • Hallo Ramona,

      ich danke dir für deine Offenheit. Ich habe den Text aus deinem Kommentar gelöscht, denn ich denke, dass muss hier nicht jeder mitkriegen. Das ist doch sehr privat. Ich weiß nun ein wenig mehr, aber kann natürlich trotzdem nichts weiter tun, als dir für die Zukunft alles Gute zu wünschen. Solche Dinge passieren uns allen und jeder kann ein Lied von solchen oder ähnlichen Verletzungen singen. Wir glauben oft, dass wir solch einen Menschen, den wir gerade verloren haben, nie wieder treffen werden, aber dann stellt man fest, dass man das gleiche bei der nächsten Liebe auch wieder denkt. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die es wert sind geliebt zu werden und auch wenn das eine wunderschöne, romantische Vorstellung sein mag, so habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht nur den einen Menschen auf der Welt gibt, mit dem man glücklich werden kann. Es gibt ganz viele. Man muss nur offen für die Liebe bleiben. Ein guter Weg ist es, wenn du über die Situation trauern kannst. Trauer ist ein natürlicher Prozess, der dich aus der Dunkelheit wieder ins Licht führen wird. Irgendwann bist du nicht mehr traurig und einem neuen Glück steht nichts mehr im Wege. Du blockierst diesen natürlichen Prozess, solange du die Trennung nicht akzeptierst und so kann es sein, dass manche Menschen nie über so etwas weg kommen. Auch wenn man sich anstelle zu trauern dafür entscheidet, sich zu schämen oder sich schuldig zu fühlen, verhindert man diesen natürlichen Prozess und man bleibt in den Gefühlen stecken. Also nochmals alles Gute für dich – Ralf

  2. Ramona

     /  3. März 2014

    Ich stecke gerade mitten in einem schweren Tief und bin unendlich traurig, manchmal fast ohnmächtig. Ich werde von einem mir nahestehenden Menschen seit Wochen ignoriert. Jeglicher Kontaktversuch ist sinnlos. Diese Härte gegen mich nimmt mich sehr mit. Da ist es schwer, „mittendrin“ zu verzeihen. „Ich verzeihe Dir, dass Du mich ignorierst?“ Das ist nicht leicht. Aber mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig. Ich kann nichts machen. Dass es mir dann besser gehen soll, wenn ich verziehen habe, kann ich mir noch nicht vorstellen. Zu groß ist der Schmerz gerade und es tut weh, daran zu denken, dass sich dieser Mensch nie wieder bei mir melden wird.

    • Liebe Ramona,

      ich danke dir, dass du hier von deinem Kummer berichtet hast. Ich kann natürlich nicht viel dazu sagen, weil ich den Sachverhalt nicht kenne. Wer hier wem verzeihen könnte oder wie auch immer die Situation gerade ist, das alles weiß ich nicht. Alles, was wir tun, tun wir aus ganz natürlichen Bedürfnissen heraus. Grundlegend haben alle Menschen die gleichen Bedürfnisse, jedoch hat jeder aufgrund seiner Erfahrungen, Überzeugungen und Wertvorstellungen andere Erfüllungsstrategien. Das ist manchmal schwer nachzuvollziehen, aber letztlich ist es so. Der Mensch, der dich ignoriert, wird seine Gründe dafür haben. Das kann etwas mit dir zu tun haben, muss es aber nicht. Wie gesagt, ich weiß ja nicht Bescheid über die Situation. Ich wünsche dir jedenfalls, dass die Zeit des Schmerzes nicht all zu lange andauern wird, und dass du einen Weg findest, damit klarzukommen.

      Herzliche Grüße – Ralf