NICHT LANGE WARTEN – ANGST ÜBERWINDEN – KURZE MÄRCHEN

NICHT LANGE WARTEN – ANGST ÜBERWINDEN – KURZE MÄRCHEN

Dies ist ein weiteres Märchen aus dem Buch „Die Farben der Wirklichkeit“ – Lucy Körner Verlag – welches mich tief im Herzen berührt hat. Das Original ist sehr lesenswert! Ich kann es Ihnen hier nur in eigenen Worten ganz kurz erzählen. Möge es Sie zum Verwirklichen Ihrer eigenen Herzenswünsche ermutigen. 


„Jeder ist eine Blüte“ von Kristiane Allert-Wybranietz
(nacherzählt von Ralf Hillmann)

In einem Garten standen viele Blumen. Sie blühten in den herrlichsten Farben. Eine unter ihnen meinte, dass sie eine ganz besondere Blume sei. Im Frühjahr nahm sie sich vor, mit dem Blühen noch zu warten. Denn es könnte ja sein, dass ein Spätfrost ihre Blüte zerstören würde. Sie blieb lieber noch eine Weile in ihrer Knospe, denn das war einfach vernünftiger.

Später dann, im Mai und Juni erblühten die meisten Blumen. Sie zeigten sich in ihren schönsten Farben und verströmten die betörendsten Düfte. Noch immer hielt sie es für zu gefährlich, ihre Knospe zu verlassen und sich in all ihrer Pracht zu zeigen. Es könnte ja schließlich regnen und wie würde sie dann aussehen? Nein, sie wollte noch warten, bis sie sich ganz sicher war.

Ganz schlimm fand sie die Vorstellung, von einem Menschen gepflückt und in eine Vase gestellt zu werden. Als Knospe könnte ihr das nicht passieren. Heimlich bewunderte sie allerdings die anderen Blumen. Wie sie im Wind wiegten, sich in der Sonne räkelten, ihre herrlichen Farben zur Schau trugen und mit ihrem Duft verzauberten. Die anderen waren im Gegensatz zu ihr so unglaublich lebendig. Sie fühlte den Wunsch mitblühen zu wollen, aber sie war sich einfach zu unsicher. Wer weiß, vielleicht wäre sie gar nicht so schön, wie die anderen oder würde nicht so gut duften.  Am Ende würde sie noch ausgelacht. Nein, da blieb sie lieber noch in ihrer Knospe.

Aber sie fühlte oft die Einsamkeit und Enge in ihrem Blumenherzen und kam sich vom Leben ausgeschlossen vor. Jedoch tröstete sie sich, wenn anderen Blumen einmal über Nacht etwas zugestoßen war. Denn soetwas würde ihr nicht passieren. Doch die Sehnsucht, sich einfach dem Leben hinzugeben, die Sonne mit den Blütenblättern aufzufangen oder den kühlen Regen zu genießen, drängte sie immer wieder.

Bald war es August und immer schwerer wurde ihr die Entscheidung. Angst und Neugier – Sicherheit und Lebenslust kämpften in Ihrer Seele miteinander, ohne, dass eine Seite die Oberhand gewann. Sie befürchtete mittlerweile schon fast zu alt zum Blühen zu sein, aber sie beschloss weiterhin zu warten.

Doch in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit wurde sie immer unsicherer. Sie war ihr Leben lang eine Knospe gewesen und hatte schließlich keinerlei Erfahrung im Blühen. Die Ahnung, wie unglaublich schön das Blühen sein musste wuchs trotz allem immer mächtiger in ihr heran. Der September brach an und mit ihm kamen neue Gefahren. Sie könnte nun einer besonders kalten Nacht zum Opfer fallen. Doch im Grunde fühlte sie sich in ihrer alten harten Knospenschale schon fast erfroren. Was gab es noch zu verlieren?

Und so kam es, dass sie an einem besonders milden Septembermorgen, doch noch ihre Hüllen fallen ließ. Das Gefühl, den Mut aufgebracht zu haben, sich in ihrer ganzen Farbenpracht zu zeigen und ihren wundervollen Duft verströmen zu können, machte sie einfach nur glücklich. Sie wurde schließlich noch zu einer fantastischen Blüte, die viel bewundert wurde. Sie wusste nun, dass Blühen nichts mit Können zu tun hat, sondern mit Sein.

Haben Sie zu diesem Artikel etwas anzumerken? Dann freue ich mich, wenn Sie unten Ihren Kommentar eingeben!

NICHT LANGE WARTEN – ANGST ÜBERWINDEN – KURZE MÄRCHEN
Erschienen im BLOG „Lebe das Leben“ von Ralf Hillmann


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8 Comments

  1. oooohh – hatte schon Sorge, dass die Geschichte ein böses Ende nimmt… aber es hat ja noch hingehauen…
    Aber Recht haste, Ralf, ist man schnell drin in so ’ner Tretmühle.
    Wahrscheinlich sind zur Zeit eh größere Menschenmengen dabei, noch ein gigantisches Spät-Beet zu errichten (das große Erwachen…). Wird bestimmt gut 🙂

    Grüssle, frieda

    P.S. Cool gemacht hat auch er hier ein paar (alte) Märchen, sehr interessante Aspekte: https://www.youtube.com/watch?v=G5GnMZJ89wQ

    • Danke schön, für deinen Kommentar und den Link 🙂

      Hoffen wir, dass es gut wird 🙂 Ich drücke jedem die Daumen.

      Liebe Grüße – Ralf

  2. Eine schöne Geschichte
    Ich habe da ein kleines Lied oder Gedicht, von der Blume oder der Schwester der Blume?!
    Eine Margaritenblüte erzählte von der Ewigkeit.
    Sie sprach von Dankbarkeit und Güte
    und der nie endenden Zeit.
    Seine Angst loslassen ist die einzige Sicherheit.
    Jeder birgt das göttliche in sich!
    Liebe Grüße von dort, wo man wieder auf den Bäumen schlafen kann!

  3. Erika Stockinger

     /  8. April 2013

    Hallo Ralf,
    eine wunderschöne, berührende Geschichte, erinnert mich sehr an mein Dasein als Knospe…ständig bin ich fast am Erblühen, doch dann,…oh mein Gott
    Sogar mein Zeichenlehrer im Gymnasium hat nach 4 Jahren Unterricht gesagt, ja jetz kommt sie zum Erblühen, dann bin ich von der Schule gegangen -:))
    Jetzt ist’s aber an der Zeit, mein Sein darf erblühen
    Danke für diese schöne Geschichte
    Erika

    • Liebe Erika,

      und schon wieder danke für deinen Kommentar. Ja, diese Geschichte ist einfach wunderbar. Sie hat mich auch schon oft dazu inspiriert, anstehende Entscheidungen nicht länger vor mir her zu schieben. Es ist schon viele Jahre her, da hatte ich sie einmal auf einem Geburtstag einer guten Freundin vorgelesen. Nicht ohne Hintergedanken, denn ich fand, dass die Zeit damals für sie reif war, eine Entscheidung zu fällen 🙂

      Liebe Grüße an dich – Ralf

  4. Myriam Tonga Götze

     /  13. April 2012

    Lieber Ralf,
    danke fürs Erzählen dieser wunderschönen Geschichte. Besonders gut gefällt mir der Satz: „Sie wusste nun, dass Blühen nichts mit Können zu tun hat, sondern mit Sein.“

    Lass uns einfach sein.
    Herzlichst Tonga

    • Liebe Tonga,

      ich freue mich, dass dir dir Geschichte auch so gut gefällt. Ich lese sie immer wieder gerne. Oft erinnere ich mich an sie, wenn ich etwas tun möchte, an was ich Freude habe, mich aber nicht entscheiden kann, es gleich zu tun. Ja, das sehe ich auch so wie du: Blühen hat nichts mit Können zu tun – ist ein besonderers beeindruckender Satz 🙂

      Herzliche Grüße – Ralf